Mitgefühl alleine hilft nicht
Miriam Hörlesberger berichtet von ihren Erfahrungen als freiwillige Mitarbeiterin in der „Ukraine Ausgabestelle“ der Caritas.
Sr. Miriam Hörlesberger war vom Kriegsausbruch und dem Leid der Menschen in der Ukraine sehr betroffen. „Diese Betroffenheit hat mich deprimiert. Dann wusste ich, ich muss etwas dagegen machen. Mitgefühl alleine hilft nicht. Wenn ich etwas konkret tun kann, dann geht es mir besser damit. Ich habe Zeit, deshalb suchte ich konkret nach Hilfsangeboten für geflüchtete Ukrainer*innen, um mich zu engagieren“, erzählt die 64-Jährige. Über ein Online-Freiwilligennetzwerk fand sie im Frühjahr 2022 sogleich allerlei Möglichkeiten der Mithilfe – darunter ein von der Caritas eröffneter Pop-up-Store, in dem ukrainische Flüchtlinge gratis Kleidung, Spielsachen und Hygieneartikel aussuchen können. „Das hat mich sofort angesprochen. Ich half zunächst im Caritas Logistikzentrum bei der Sortierung der zahlreichen Sachspenden mit sowie bei den Vorbereitungen zur Eröffnung und schließlich arbeitete ich als Shop-Betreuung wöchentlich ein- bis zweimal je drei bis vier Stunden als Freiwillige dort.“ Bis zum Auslaufen des Projekts Anfang Jänner war Frau Hörlesberger durchgehend für Ukrainer*innen im Shop da und erlebte unvergessliche Momente.
Begegnungen, die etwas hinterlassen
Kleider sortieren, aus dem Lager hervorholen, einordnen und zur Ausgabe anbieten, aber auch wertvolle Begegnungen standen für Sr. Miriam Hörlesberger als Freiwillige an der Tagesordnung. „Schön ist, dass man sich bei solchen Aktionen immer selbst einbringen kann. Zum Beispiel fragte ich vor Weihnachten Menschen in meinem Umfeld, ob sie Weihnachtsschmuck oder -geschenke spenden möchten. Das haben wir dann gemacht. Ich bekam vieles von meiner Familie sowie von Leuten in der Pfarre, das brachte ich in den Shop und bot es den Geflüchteten an einem Tisch an“, erzählt Hörlesberger.
Als ehemalige Kindergartenpädagogin freute es die Freiwillige besonders, Kindern ein Strahlen ins Gesicht zaubern zu können. „Einem Mädchen gab ich Filzstifte und ein Blatt zum Malen, während ihre Mutter Kleidung aussuchte. Sie malte eine wunderschöne Tulpe, die sie mir schenkte. Das Bild hängt jetzt bei mir Zuhause. Das Mädchen kam etwas später wieder vorbei und konnte dann schon ein bisschen Deutsch und wir unterhielten uns. Obwohl sie anfangs noch sehr schüchtern gewesen war, war sie dann schon langsam aufgetaut. Ein schönes Erlebnis.“
Nicht zuletzt die Begegnungen mit anderen Freiwilligen berührten Frau Hörlesberger. „Der Einblick in unterschiedliche Lebenswelten verschiedenster Menschen war so bereichernd. Das gemeinsame Arbeiten hat so motiviert. Eine Freiwillige ist mir besonders in Erinnerung geblieben: eine syrische Kurdin, die alleine hierher geflüchtet war. Sie erzählte mir ihre Fluchtgeschichte und wir verstanden uns sehr gut.“
Freiwilliges Engagement leicht gemacht mit füreinand.at
Über füreinand.at, die Freiwilligenplattform der Caritas, registrierte sich Miriam Hörlesberger, wodurch ihre Dienste bestätigt wurden und sie sich auch einfach wieder abmelden konnte, wenn sie doch keine Zeit hatte. „Die Plattform machte das Engagement zu einer unkomplizierten Erfahrung. Ich empfand es als wertschätzend und hilfreich“, sagt Hörlesberger. Laufend bekommen Registrierte zudem Informationen über andere mögliche Einsätze, bei denen aktuell dringend jemand gesucht wird.
„Ich habe öfter Leuten von füreinand.at erzählt und versucht, sie dafür zu motivieren. Einmal konnte ich einen Mann dafür gewinnen, einen Nachmittag in der Ukraine Ausgabestelle mitzuhelfen. Mit der Plattform kann man ganz flexibel schauen, was einem liegt, man kann schnuppern, ausprobieren, lernt viele Menschen kennen, erlebt vieles, es wird nie langweilig“, empfiehlt die Freiwillige füreinand.at allen, die sich für die gute Sache einsetzen möchten.
Sie selbst freut sich auch nach dem Auslaufen der Ukraine Ausgabestelle auf neue Möglichkeiten, sich zu engagieren. Bis sie etwas Passendes gefunden hat, macht sie weiterhin wöchentlichen Besuchsdienst bei einer älteren Dame sowie bei der Diakonie und ist als Ordensschwester der „Kongregation der Helferinnen“ für Menschen in schwierigen Situationen da.
Über die Ukraine Ausgabestelle
Die „Ukraine Ausgabestelle“ der Caritas öffnete im Mai 2022 dank zahlreicher Sachspenden und einer Fläche im Forum 1 am Salzburger Hauptbahnhof. Ukrainer*innen, die eine entsprechende Karte aus der ebenfalls von der Caritas betreuten Grundversorgung vorzeigten, konnten sich im Shop Dinge des täglichen Bedarfs holen. Am 04. Jänner 2023 hatte der Store seinen letzten Öffnungstag. „Die Aktion war sehr wichtig. Es hat mich sehr gefreut, dass viele Menschen gekommen sind. So viele unterschiedliche Menschen: manche mit Behinderungen und viele Familien, die ihre Männer zurücklassen mussten. Sie waren sehr dankbar. Ich würde mir wünschen, dass eine solche Ausgabestelle in Zukunft für alle Menschen in schwierigen Situationen geschaffen werden kann“, sagt Georgios Nikolopoulus, Caritas-Mitarbeiter in der Ukraine Ausgabestelle, im Haus Elisabeth und im Logistikzentrum.